BERLIN – PARIS – PROJEKT #1
massholders moments while passing bridges
GALERIE Z22
Eröffnung: Samstag, 25. Oktober 2014
Frank Massholder portraitiert Brücken. Monatelang reiste der Fotograf durch Paris und Berlin, um sämtliche Brücken in beiden Städten zu fotografieren und seinen Weg über diese zu dokumentieren. Die Galerie Z22 präsentiert damit den ersten Teil seiner Berlin-Paris-Trilogie: massholders moments while passing bridges. Unverwechselbare, unmittelbare Fotografien mit einem stringenten Konzept.
Massholders Arbeiten entwickeln ihre Intensität aus einem konzeptionellen Ansatz heraus, der auf Vollständigkeit beruht. Er fotografierte alle Brücken über die Seine, die Spree und den Landwehrkanal. Dabei beschreibt er nicht die Brücke als Symbol, sondern den Weg über die Brücke in genau fünf Momenten. Stets nutzt er dieselbe Perspektive: den Blick auf die Brücke selbst, im Hintergrund erhebt sich die Stadtlandschaft. Es entstehen authentische Aufnahmen zweier europäischer Metropolen.
Zu sehen sind nicht nur Portraits von Brücken, sondern auch von zwei Städten, die eng miteinander verbunden sind. Die Verbindungen zwischen Berlin und Paris sind nicht nur fest in der Geschichte verankert, sondern auch in der Biografie des Fotografen. Massholder selbst ist Sohn einer italienisch-französischen Mutter und eines deutschen Vaters. Mit seinen Arbeiten beruft er sich auf die Tradition der Street Photography, auf Fotografen wie Robert Frank und Garry Winogrand. Paris gilt als Ursprungsort dieses Fotografiegenres. Schon Eugène Atget zog im frühen 20. Jahrhundert durch die Stadt und fotografierte menschenleere Straßen und Plätze. Auch Fotografen wie Henri Cartier-Bresson dokumentierten mit ihrer Kamera skurrile Momente des Pariser Alltags.
Frank Massholder zeigt Stadtlandschaften in Farbe und schwarz-weiß, direkte, unmittelbare Ansichten. Er erfasst das Alltägliche und das Einzigartige dieser Momente. Mal sind die Bilder menschenleer, mal begibt sich der Fotograf mitten ins Geschehen. Er ist gewöhnlicher Passant und systematischer Beobachter; folgt spontan Passanten mit seiner Kamera, die die Brücke überqueren oder fotografiert aus der Bahn heraus, so dass die Brückenpfeiler im Vordergrund leicht verwackelt erscheinen. Häufig sind die Situationen im schnellen Vorbeigehen erfasst, sie zeigen Touristengruppen, Fahrradfahrer in Bewegung und Passanten in Eile, das Leben in zwei Großstädten. En passant erfasst Massholder nicht nur Architekturgeschichte zweier Metropolen, sondern auch ihre zeitgenössische urbane Atmosphäre.
Die Arbeiten der Serie „massholders moments while passing bridges“ sind Zeugnisse der Gegenwart. Das großstädtische Leben rauscht an uns vorbei, ohne dass wir es wirklich wahrnehmen. Frank Massholder taucht in die Atmosphäre auf den Brücken ein und hält fest, was sich vor seinen Augen ereignet. Flüchtige Szenen im öffentlichen Raum. Er reagiert spontan auf die vorgefundenen Situationen auf der Brücke und fängt die unsichtbaren, unbemerkten Momente der Realität ein. Dabei ignoriert er bildkompositorische Standards. Viele Fotografien sind mit gekippter Kamera aufgenommen und durch schiefe Bildausschnitte und geneigte Horizontlinien gekennzeichnet, das Fotografieren im Vorübergehen führt außerdem zu Verwackeln und Unschärfe. So bleibt häufig eine Dynamik in den Fotografien erhalten. Massholder lässt Autos und Straßenbahnen durchs Bild fahren, mal verdeckt ein Müllauto sogar fast den kompletten Bildausschnitt. Oftmals spielt der Zufall eine große Rolle. Die Anmutung von Beiläufigkeit steht konträr zu dem konsequenten, ganzheitlichen Konzept des Fotografen. Mit diesem Projekt bricht Massholder tradierte Blickrichtungen auf.
Die Ausstellung zeigt die vollständigen Fünferreihen von rund 100 Brücken sowie ausgewählte Bilder als großformatige Colourprints auf gebürstetem Aluminium.
Text : Lena
Fließbach