16. Jan. -06.März 2016

                                                                 


MARCUS STOTZ

"Up Above"

 

Fotografien

 

GALERIE Z22

 

Eröffnung: Samstag, 16. Januar 2016 | 19:00

Der Kameramann Marcus Stotz nutzt seine freie Zeit bei Filmproduktionen im Ausland gern um fotografisch Neues zu entdecken und auszuprobieren. So entstand 2015 in Queensland in Australien eine Serie von Unter/ Überwasserbildern, deren Ausschnitt zufällig ist, da die genutzte GoPro Sportkamera keinen Sucher besitzt. Stotz positionierte sich im Wasser, hielt die Kamera auf die Passage, die er sich ungefähr vorstellte und der eingestellte Zeitraffer schoss alle zwei Sekunden ein Bild.  Mit dieser impulsiven ,unberechenbaren Weise ungewöhnliche Perspektiven zu kreieren und interessante ungeplante Details zu fixieren bildeten die Basis der "Up Above"-Fotografien.

So entstanden schwungvolle grafische Muster, deren Komplexität und Intensität erst im Betrachten der vielen einzelnen Elemente erkennbar wird. Die teilweise artifiziell wirkende Farbdichte unterstützt die ungewöhnliche Linienführung, da die jeweiligen Horizonte vertikal verlaufen und sich erst auf den zweiten Blick erklären. Ein weiteres Element, das  sich durch alle Fotografien der Ausstellung zieht, ist der Einsatz von sichtbaren Kratzspuren , Verunreinigungen des Himmels und ähnlichen Auffälligkeiten, die dem Betrachter ein Vintage Gefühl vermitteln, als seien diese Photos als Negative in irgendeinem Koffer auf dem Speicher vergessen worden und erst jetzt nach vielen Jahren ans Tageslicht geholt und -als Positiv entwickelt- nun Geschichten aus der Vergangenheit erzählen. Marcus Stotz nutzt dieses Mittel um eine Brücke zwischen der analogen und der digitalen Fotografie zu errichten.

 

So wirken die Aufnahmen  von schottischen Landschaften durch den Negativrand wie in einem der früheren Vergrößerungsgeräte produziert.

Die Farbigkeit wurde sehr stark reduziert sodass sie trotz einem tiefen blaugrün Stich sehr monochrom wirken und die Einsamkeit und Leere der Landschaft unterstrichen wird.  In der wieder kehrenden  gekippten Betrachtung der Horizontlinie formieren sich die einzelnen Elemente des Geländes zu einer neuen Ordnung, eine  eigene unbekannte und  ungewohnte Szenerie entsteht.

 

Auch bei den Photos mit der Catrina  hat Stotz mit Hilfe  der patinierten Oberfläche  den verschwommenen Eindruck eines alten Negatives erzeugt. Die Catrina ist ein Symbol des Tages der Toten in Mexico.

Diese mit einem Blumen geschmückten großen Hut, einem herrschaftlichen Kleid und den entsprechenden Accessoires ausgestattete Skelett Dame war früher eine sarkastische Darstellung der mexikanischen Oberschicht. Im Laufe die Jahrzehnte wurde sie aber zu einer allgemeinen Symbolfigur, dem eleganten mexikanischen

Pendant zum schlichten Sensenmann.

Stotz hat seine  Catrina  in zwei unterschiedliche Szenerien integriert, zum einen die menschenleere mit Baumstümpfen markierte Leere in Usedom,  in der die Catrina wie ein Sinnbild einer gerade erfolgten Katastrophe wirkt und zum anderen positionierte er sie in einer unscharfen, weich gezeichneten farbigen Impression von New York, in der die Menschen unwichtig sind und eine überdimensioniert wirkende Catrina wie die  Botin des Untergangs einer überkommenen Gesellschafts- und Machtstruktur durch die Strassen der Stadt spaziert.