KATHRIN RANK + FRANK MASSHOLDER
MEHR MEER
28. SEPTEMBER - 28. OKTOBER 2023
MALEREI UND PHOTOGRAPHIE
Dies ist eine sehr persönliche Ausstellung, eng verknüpft mit persönlichen Erinnerungen, Erlebnissen und Prägungen.
Katrin Rank malt, Frank Massholder fotografiert...
Die Vorfahren der Berliner Malerin Kathrin Rank kommen mütterlicherseits von der Insel Sylt, väterlicherseits
aus Oberfranken. So hat ihr Kopfkino, bedingt durch die langen Aufenthalte an der Nordsee und durch das
Wissen von Ahnen als Walfänger und Seefahrer, bildhaften Ausdruck in ihrem Werk gefunden. Seit 2015
erweitert Rank ihre Bildwelten der Stadtansichten und lässt seitdem die Elemente wallen.
Sich seit ihrer Kindheit in einem energetischen Spannungsverhältnis befindend, thematisiert die Künstlerin in
ihren Bildern die wechselnden Aggregatzustände des Wassers – Meer, Schnee, Eis, Nebel, Wolken ...
Sinnbilder für Auflösung und Übergänge von einem Zustand in den anderen. Das Feste wird dabei fluide und
wieder fest, ein grundlegendes Element der Natur. Werden und Vergehen.
Das Meer verlangt eine physische und psychische Auseinandersetzung mit einer Urgewalt, die mal als
beglückend, mal als bedrohlich empfunden wird. Die Nordsee, selten lieblich, eher aufgewühlt, entspricht mit
ihren Wellenbergen, ihrer Ambivalenz und der Angstlust, welche die stürmische See auslösen kann, dem
Temperament der Malerin. Malerei als Akt des Tuns, des Prozesses, der Bewegung, panta rhei. Farbspritzer
werden zu Gischt, eruptive Pinselstriche zur Welle, Farbe die fließt zur Schneeschmelze oder zu im Sand
versickernden Pfützen.
Ihre Landschaftsdarstellungen stellen somit keine paradiesischen Naturzustände wieder her, sondern sind
energiegeladene, mit Leben durchwirkte Situationen, in denen Augenblicke inszeniert werden die flüchtig
sind. Dem alchemistischen Sich-Mischen der Elemente, woraus nach dieser Lehre die Natur hervorgeht,
entspricht in gewisser Weise dem Mischen der Farben und beschreibt Ranks malerischen Prozess des
elementaren Werdens von Luft und Wasser – wandernde Eisschollen, die heranbrandende See,
sturmgetriebene Wolkenformationen.
Farbschicht für Farbschicht lässt Rank die Betrachter*innen ihrer Bilder an dieser Entstehung teilhaben, Teil
dieses energetischen Prozesses werden.
Die Photographien von Frank Massholder sind als Trauerarbeit um den Tod seines Vaters in 2011 zu verstehen.
In Gedenken an ihn, ging er den Lieblingsspaziergang seines Vaters wieder und wieder und lichtete alle paar Meter das Meer um das Cap Ferat in Südfrankreich ab. Die Ergebnisse spiegel poetisch und kontemplativ seine Gefühle wieder...
"OBSERVER"
Im Traum steht das Fernglas grundsätzlich für die Zukunft.
Die Geschichte durch ein Fernglas betrachtet, ist das menschliche Vermögen zur Aneignung von Zeit.
Wird der Begriff "Territorium" metaphorisch verwand, um etwas zu bezeichnen, über das man selbst die Verfügungsgewalt hat, ist das Fernglas eine bildliche Entsprechnung.
Ein gedankliches Territorium beinhaltet einen konrollierten, räumlich begrenzten Bereich.
Das Heranzoomen der Ferne, des Unbekannten, der Weite gibt dem Ausschnitt ein begrenztes Suchfeld und eignet sich somit das Fremde an.
Mit Rank's Serie von Ferngalsbildern namens "OVSERVER" (je 15x25) untersucht die Künstlerin seit geraumer Zeit dieses voyeuristische Phänomen. Ein Sujet, welches sie mit dem Fernglas heranzoomt und in dessen Okular erscheint.,
Der Beginn dieser Serie entstand während ihres Aufenthgaltsstipendiums 2019 im chinesischen Shenzhen. Die Aneignung des Fremden, nur möglich in einem kleinen Ausschnitt, entsprach inhaltlich diesen Bildern.
Sehen und gesehen werden.
Beobachtet werden und zurückschauen.
Durchschauen um etwas zu durchschauen.
Das Fremde aneignen, heranzoomen, in Form bringen.
Oftmals nähert sich der Betrachter, der Benutzer des Fernglases, nur mit diesem Hilfsmittel im Geheimen dem Objekt des Begehrens und macht sich so das begehrte Fremde zu eigen. Diese anonyme, "feindliche" Übernahme findet sich in filmischen Suspense-Situationen wie z.B. bei Alfred Hitchcock wieder. Dieser kanalisierte Blick ist , ganz untypisch, immer mit Wünschen, Hoffnungen und Idealvorstellungen verbunden.
Diesem unbeständigen Augenblick wird, als making-of des perfiden Moments, ein Rahmen gegeben.