Kerstin Dzewior ist Malerin. Und sie malt Frauen. In ihren realistisch präzisen Gemälden porträtiert sie die kindliche Unschuld, die erotische Ausstrahlung,
die anmutige Gestalt der Frau. Doch die Räume, in die sie ihre Figuren platziert, bleiben rätselhaft leer. Mal umgibt sie eine Struktur, dann ist es ein
Leuchten oder aber ein Abgrund tut sich auf.
Die Frauen sind isoliert und zugleich in sich selbst versunken. Sie spielen mit Fäden, jonglieren mit Bällen, zeichnen Linien an die Wand oder richten ihren
Blick in weite Ferne. Eingefroren zu Standbildern einer Narration, die sich der Betrachter selbst erschließen muss. Was sich vorher abgespielt hat und wie es
nachher weitergeht, bleibt im Verborgenen. Aber in diesem einen magischen Moment vollzieht sich im Bewusstsein der Figur die Erkenntnis ihres Selbst. Die
Arbeiten “Durch Sie” und “Her mind” zeigen zwei Frauen in ruhevoller Gewissheit, um die eigene Identität. Das kann ein Künstler nur so treffsicher in Ausdruck
und Form auf die Leinwand bringen, wenn er sich selbst in die Szene versenkt und in der eigenen Gefühlswelt Parallelen findet.
Den Akt des Malens beschreibt Kerstin Dzewior als Atmen. „Zeit und Raum existieren nicht. Ich löse mich auf.“
Inspiration findet diese Malerin in Alltagssituationen - in einer Pose, einer Geste, die erforscht werden muss. Die künstlerische Auseinandersetzung beginnt
mit einer Skizze in Acryl, die solange übermalt wird, bis sie stimmig erscheint. Erst dann kommt Öl auf die Leinwand und die Ablösung vom ursprünglichen Motiv
vollzieht sich.
Mut und Neugier treiben die Künstlerin, Kerstin Dzewior, zum Erforschen ihrer Themenwelten vom Erwachsenwerden und der Suche nach der eigenen Identität.
Methodisch schöpft sie dabei aus sich selbst, indem sie traumwandlerisch ihre Innenwelte durchstreift, Zuschreibungen der Außenwelt kritisch hinterfragt,
Unwahres Schicht um Schicht abträgt, um der drängendsten Frage auf den Grund zu gehen:
Wer bin ich? Und vor allem - Wer will ich sein?
(Claudia Fried)
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